Groteske um Nazi-Mörderin


Mauthausen Komitee setzt historische Wahrheit durch. Justiz hebt falsche Todeserklärung von NS-Mörderin auf

.

170425-todeserklaerung

.

 Ihre Opfer gaben Maria Mandl den Beinamen „die Bestie“. Die 1912 in Münzkirchen geborene Innviertlerin war im Frauenlager des KZ Auschwitz-Birkenau Herrin über Leben und Tod. Mit unfassbarer Grausamkeit beteiligte sich die Oberaufseherin an der Ermordung von Zehntausenden. Sie suchte auch Frauen für Menschenversuche aus. Nach dem Krieg wurde sie in Polen für ihre Verbrechen verurteilt und am 24. Jänner 1948 in Krakau hingerichtet.

.

 Doch Jahrzehnte später leugnete das damalige Kreisgericht1 Ried im Innkreis diese geschichtlichen Tatsachen: 1975 erklärte es Maria Mandl für tot – mit der Begründung, sie sei „1939 in ein deutsches KZ eingeliefert“ worden und habe den 31. Dezember 1944 nicht überlebt2. Damit widmete die österreichische Justiz (die sich in der Todeserklärung auch auf Mitteilungen des Marktgemeindeamtes Münzkirchen berief) die NS-Massenmörderin zum bedauernswerten KZ-Opfer um.

.

Als das Mauthausen Komitee Österreich (MKÖ) heuer von der zynischen Todeserklärung erfuhr, ging es an die Öffentlichkeit. „Es ist einfach nicht zu akzeptieren, dass die Justiz mit einem Rechtsakt eine Geschichtsfälschung stützt“, sagt Robert Eiter, Vorstandsmitglied des Mauthausen Komitees. „Die wirklichen KZ-Opfer, von denen ja manche noch leben, fühlen sich verhöhnt, wenn eine NS-Täterin als eine von ihnen dargestellt wird.“

.

Das Mauthausen Komitee wollte Justizminister Wolfgang Brandstetter ersuchen, die falsche Todeserklärung aufheben zu lassen. Das Landesgericht Ried reagierte aber schon vorher. Dessen Vizepräsident Walter Koller fragte bei Eiter an, ob Tag und Ort der Hinrichtung Mandls zu belegen seien. „Mit Hilfe des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes ist das rasch gelungen“, so Eiter. Daraufhin sorgte das Landesgericht für einen formellen Aufhebungsbeschluss3.

.

Diese Vorgangsweise wird vom Mauthausen Komitee gewürdigt: „Die heutige Leitung des Landesgerichtes trägt natürlich keine Schuld daran, dass vor 42 Jahren ein schwerer Fehler begangen wurde“, stellt Eiter fest. „Aber sie hat ihre Verantwortung wahrgenommen, den Fehler aus der Welt zu schaffen. Das verdient Respekt.“

1 jetzt: Landesgericht

2 Die Todeserklärung ist im Anhang nachzulesen.

3 Der Aufhebungsbeschluss ist im Anhang nachzulesen.

.

*

25. April 2017
Quelle: orf.at

Wie aus NS-Täterin ein „Opfer“ wurde

Jahrzehntelang ist die aus dem Innviertel stammende Massenmörderin Maria Mandl in einer amtlichen Todeserklärung als NS-Opfer geführt worden. Mandl war aber Oberaufseherin im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau.

Die Mühlen der Justiz mahlten im Fall Mandl besonders langsam, aber jetzt ist die falsche Todeserklärung „ersatzlos aufgehoben“. „Die Bestie“ wie Mandl genannt wurde, war von 1939 bis 1945 Aufseherin in mehreren nationalsozialistischen Konzentrationslagern, leitete das Frauenlager in Auschwitz und wurde nach dem Krieg wegen der Beteiligung an Tausenden Morden in Krakau hingerichtet.

Mandl schuf das bekannte Mädchenorchester von Auschwitz, das mit seiner Musik Appelle, Hinrichtungen und Transporte von Insassen begleiten musste. Am 10. August 1945 wurde sie von Soldaten der US-Armee festgenommen. Nach ihrer Auslieferung an Polen im September 1946 wurde sie Ende Dezember 1947 vom Obersten Volkstribunal im Krakauer Auschwitzprozess zum Tode durch den Strang verurteilt. Einen Monat später wurde Mandl im Krakauer Montelupich-Gefängnis hingerichtet.

Falsche Todeserklärung aus dem Jahr 1975

Auf Betreiben ihrer Heimatgemeinde Münzkirchen (Bezirk Schärding) stellte 1975 das damalige Kreisgericht Ried aber eine Todeserklärung aus, laut der Mandl 1939 in ein Konzentrationslager eingeliefert worden und dort dann auch verstorben sein soll.

 

Wie aus dem vollständig erhalten gebliebenen Akt hervorgeht, hätte der Richter schon damals zu einem anderen Ergebnis kommen müssen. Ob das aus Schlampigkeit oder anderen Gründen geschehen ist, sei ihm nicht bekannt, sagt der Präsident des Landesgerichts Ried, Franz Maier.

Geschichtsfälschung aufgeklärt

Durch Medienberichte wurde die Rieder Justiz auf die falsche Todeserklärung aufmerksam. Bei seinen Recherchen wurde das Landesgericht Ried vom Mauthausen Komitee unterstützt, das die Überlebenden des Konzentrationslagers vertritt. Robert Eiter vom Mauthausen Komitee erklärt, warum es so wichtig war, die Geschichtsfälschung aufzuklären: „Einerseits weil es um die historische Wahrheit geht – es kann nicht sein, dass die Justiz mit einem Rechtsakt eine Geschichtsfälschung stützt –, und andrerseits geht es um die wirklichen KZ-Opfer, von denen ja manche noch leben.“

Am Gemeindeamt von Münzkirchen ist der neue Beschluss des Landesgerichts Ried inzwischen eingelangt. In der Bevölkerung sei bekannt, so der Bürgermeister, dass Mandl kein Opfer, sondern eine Täterin war. Nun ist es auch amtlich.

http://ooe.orf.at/news/stories/2838766/

.

*

25.April 2017
Die Presse

KRIEGSVERBRECHEN
Groteske um NS-Mörderin

Nach Intervention des Mauthausen Komitees hebt die Justiz eine falsche Todeserklärung einer KZ-Aufseherin auf.

Wien. Ihre Opfer gaben der Oberaufseherin den Beinamen „Die Bestie“. Maria Mandl aus dem oberösterreichischen Münzkirchen war wegen ihrer Brutalität besonders gefürchtet, seit 1938 war sie Mitglied der SS und Aufseherin in insgesamt vier Konzentrationslagern, darunter Ravensbrück und Auschwitz. Sie nahm an Selektionen für die Gaskammern und medizinischen Experimenten teil, „sie hat schlagen können, sie hat erschlagen können“, so eine Zeitzeugin, das habe ihr Lust bereitet.

Auf sie ging die Gründung des Mädchenorchesters in Auschwitz zurück. Das Orchester musste täglich zum Appell der Arbeitskolonnen aufmarschieren und spielen. Maria Mandl wurde von den KZ-Insassen als schön, intelligent und grausam beschrieben: „Sie misshandelte sogar Häftlingsfrauen, die von ihr auf dem Selektionsweg zum Tode ausgesondert waren.“

*

Todeserklärung von Frau Maria Mandl vom 09. Oktober 1975

todeserklaerung-mandl

.

 

Aufhebung der Todeserklärung

aufhebung-der-todeserklaerung


Sie erreichen uns auch unter http://www.heimatohnehass.at

#Münzkirchen #Maria Mandl # Todeserklärung # Mauthausen Komitee #Landesgericht Ried

Add a Comment