Uwe Sailer: Die Jagdgesellschaft


„Die Jagdgesellschaft“

Gastbeitrag vom 11. August 2017 von Uwe Sailer

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Uwe Sailer

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Nach einem arbeitsreichen Tag nun endlich wieder zu Hause angekommen.

Ich habe über den Tag hinweg dem Süddeutschen Rundfunk Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz – kurz SWR – ein umfangreiches Interview über die politische Landschaft in Österreich gegeben, vor allem aber über die FPÖ, deren Gedankengut, deren autoritaristische Züge und dem Umstand, warum die FPÖ nie eine demokratisch orientierte Partei, sondern immer nur eine Führergemeinschaft hierarchischer Struktur bleiben wird.

Das Drehbuch dazu, der sich die FPÖ heute bedient, wurde bereits vor 1933 geschrieben, vor allem vor und unter Hitler. Die FPÖ unter H.C. Strache bedient sich heute dieser Theorismen ungefilert wieder – zwar unter anderen Vorzeichen – aber dennoch, nationalistisch spurgetreu. Aber nur die Wenigsten erkennen diesen Zerstörungsfaktor, der von der FPÖ ausgeht, wenn Strache vor allem wiederholt meint: „Österreich zuerst“. Nicht Ethnos heißt das Volk, wie die FPÖ sondiert, sondern „Demos“, aber wer kapiert das schon von der rechten „Jagdgesellschaft“, um Thomas Bernhard und seinen „Heldenplatz“ zu zitieren.

Die FPÖ ist eine Partei, die sich heute wieder in Geiselhaft der Burschenschaften befindet. Das war nicht immer so, dafür heute umso reaktionärer und vielen Wählern gefällt das sogar, sehr zum Schaden unserer Demokratie. Aber wie bringen sie das dem einfachen Volk, z.B. einer Frau Povisil bei?

Die Redakteurin von SWR und ich haben gemeinsam Örtlichkeiten burschenschaftlicher Auftritte und Ausritte in Oberösterreich und Linz besucht, vor allem aber den Anschlussturm in Linz, auch Burschenschafterturm genannt, wo die Vergötterung deutscher Ideologie und Mythologie verkörpert wird, getarnt als Museum und Gedenkort gefallener Burschenschafter des 1. und 2. Weltkriegs.

Wir haben weiters die Bleibe der akademischen Burschenschaft Arminia Czernowitz am Fuße des Pöstlingbergs besucht, die einzige schlagende akademische Burschenschaft in Linz mit sehr üblem Stallgeruch, die sich die Location mit den Identitären in OÖ und der „VOKÜ“ teilt, eine heimattreue Volksküche mitsamt Speiseraum, in dem man artgerecht isst, mitsamt einer dort heimattreuen ansässige Mädelschaft. Einer der auffälligsten Vertreter dieser Burschenschaft ist der FPÖ-Vizebürgermeister von Linz, Detlef Wimmer, der aufgrund Entsagung auf Verlässlichkeit, das Bundesheer vor Jahren vorzeitig verlassen musste.

Wir haben uns über das „Corps Alemannia Wien zu Linz“ unterhalten, dem der stv. Landeshauptmann von OÖ, Manfred Haimbuchner (FPÖ), angehört und das der Lebensbund von Horst Wessel war. Wir haben uns über weitere pennale schlagende Burschenschafter unterhalten, die sich mehr dem Säbel, Degen, Schwert oder Prügel verhaftet fühlen, als einer Demokratie im Sinne der Aufklärung und des Humanismus.

Wir haben über den Geschichtsrevisionismus, im Speziellen der Burschenschafter in Österreich diskutiert und warum uns Burschenschafter immer noch Mythen ihres Heldentums, wie Langenmarck, Ludwig Sand oder gar 1848 als Wahrheit verkaufen wollen.

Das alles und vieles mehr wird nachzuhören sein am 4. Oktober auf SWR unter dem Titel „Die Jagdgesellschaft“. Unter Thomas Bernhard hatte sich der alte General dieser „Jagdgesellschaft“ im eigenen Wald suizidiert, als er letztendlich feststellen und erkennen musste, dass seine Befehle und weltanschaulichen Vorgaben nur zum Borkenkäferbefall führten und der Wald unter „Holzfällen“, der eben deshalb zur Gänze gerodet werden musste, nicht einmal mehr zum Erwärmen des Ofens taugte. Ein Vergleich, der sich durchaus auf die säbelrasselnden Muttersöhnchen pathologischer Schmissgermanen herunterbrechen lässt, was gerade H.C. Strache als damaliger naiver Demonstrant im Burgtheater gegen „Heldenplatz“ noch immer beweist.

Schon einmal führten die Burschenschafter halb Europa geradewegs in den Nationalsozialismus. Nun versuchen sie es wieder, zwar unter dem Parteibegriff einer „FPÖ“, jedoch mit dem bitteren Beigeschmack, rund ein Drittel des Wählervolkes trotzt Verklemmtheit gewinnen zu können.

Dreht sich die Geschichte oder wiederholt sich diese wieder unter „direkte Demokratie“, womit nichts anderes gemeint ist, als „Ein Volk, ein Reich, ein Führer“ als Wahlspruch, dem Burschenschafter nie wirklich abgeneigt waren, obgleich sie behaupten, mit dieser zutiefst unhistorischen Ergänzung „ein Führer“ – noch dazu aus Stahlblech – nie etwas auf dem Hut gehabt zu haben. Die Geschichte beweist das Gegenteil, weshalb gerade Burschenschafter zum Geschichtsrevisionismus greifen müssen.

Und daraus folgt eben wie immer: Quod erat demonstrandum – was es zu beweisen galt.


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