Norbert Hofer und das recht extreme Milieu


Text übernommen von „Neue Linkswende“
14. September 2016

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Norbert Hofer will nicht als Rechtspopulist gelten. Er sei „Patriot, kein Nationalist“. Aber Hofer kommt – wie könnte es in der freiheitlichen Burschenschafter-Führungsriege anders sein – aus dem mehr als nur recht extremen Milieu.

In den 1990er-Jahren war Norbert Hofer Pressesprecher des burgenländischen FPÖ-Chefs Wolfgang Rauter, der den Gründer von Hofers Burschenschaft Marko-Germania, Rudolf Jauschowetz, gegen „ideologische Extremisten“ in Schutz nahm, als diese in der Kritik stand mit Neonazis in Verbindung zu stehen.

Niemand geringerer als Heinz-Christian Straches Wehrsportkamerad Jürgen H. warb in der „Festschrift“ von Hofers Burschenschaft für das Mitwirken an einer „konservativen Revolution“. Bei den Wehrsportübungen traf sich in den 1980er-Jahren die Elite der Neonazi-Szene. Jürgen H. war stellvertretender Führer der Neonazi-Organisation Nationale Front, die drohte, alle Lehrer_innen aufzuhängen, die „mit den ihnen anvertrauten Schülern nach Mauthausen pilgern um den Gasbetrug zu huldigen“.

Rechtsextreme in Parlamentsbüro

Apropos Wehrsportübungen: Der Leiter von Hofers Parlamentsbüro, Rene Schimanek, demonstrierte 1987 mit Schlagstock bewaffnet im Gefolge des Wehrsport-Organisators und Neonazis Gottfried Küssel. Daraus dürfe man ihm „keinen Strick drehen“, erklärte Hofer der Bild-Zeitung im Wahlkampf.

Vier weitere von insgesamt sieben Mitarbeitern in seinem Parlamentsbüro sind oder waren Mitglieder von deutschnationalen Verbindungen, darunter Herwig Götschober (Bruna Sudetia), der 2009 mit Küssel-Anhängern am Grab des Nationalsozialisten Walter Nowotny aufmarschierte. Hofer hatte im Fernsehen angekündigt, im Falle seiner Wahl alle in die Präsidentschaftskanzlei mitzunehmen.

Symbol des Judenhasses

Unter Strache schaffte er den Aufstieg an die Spitze. Hofer ist für das FPÖ-Parteiprogramm von 2011 verantwortlich, welches das Bekenntnis zur „deutschen Volksgemeinschaft“ wieder aufnahm – ein Begriff, der seine brutale Wirkung im Nationalsozialismus entfaltete. Seine Burschenschaft Marko-Germania bekennt sich zur „deutschen Kulturgemeinschaft“ und lehnt die „Gleichheit aller Menschen“ ab. 2011 gab Hofer der  recht extremen Zeitschrift hier & jetzt ein Interview, in dem sich der Interviewer in einer Frage auf einen SS-Sturmbannführer bezog.

Im Parlament trug Hofer als Abgeordneter zur Angelobung die blaue Kornblume, das Erkennungszeichen der illegalen Nationalsozialisten zwischen 1933 und 1938. Die Kornblume ist seit dem 19. Jahrhundert das Abzeichen des explizit antisemitischen deutschnationalen „Dritten Lagers“. Der Judenhass der Deutschnationalen endete im Holocaust. Wer diese Blume trägt, verhöhnt somit öffentlich die Opfer der Konzentrations- und Vernichtungslager.

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