Interview in russischem TV: Kritik an FPÖ-ler

Beitrag übernommen von ORF 09.01.2016
http://tirol.orf.at/news/stories/2818917/


Ein Interview des Tiroler FPÖ-Klubdirektors Johann Überbacher mit dem russischen Fernsehsender „Russia Today“ zu den sexuellen Übergriffen zu Silvester und zur Flüchtlingspolitik sorgt für Kritik des Wirtschaftsbundes. Dieser sieht einen Schaden für den Tourismus.

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Überbacher war bei dem Gespräch mit dem vom russischen Staat finanzierten Auslandssender aus Innsbruck zugeschaltet und legte dabei – in eher holprigem Englisch – die bekannten Hauptkritikpunkte der Freiheitlichen an der Flüchtlings- bzw. Migrationspolitik dar.

Während Überbachers Ausführungen wurden immer wieder Bilder von Flüchtlingen an Österreichs Grenzen aus dem Jahr 2015 eingespielt. Mittlerweile kursiert der Beitrag des russischen Fernsehens im Internet. Auch ein Ausschnitt einer Rede des Dritten Nationalratspräsidenten und Ex-FPÖ-Präsidentschaftskandidaten Norbert Hofer wurde gezeigt.

Das Video machte in den „Sozialen Netzwerken“ flugs die Runde – inklusive hämischer Kommentare. Auf Youtube verzeichnete es bis Montagnachmittag über 47.000 Aufrufe.

 

Wirtschaftsbund sieht „Niveaulosigkeit“

Wirtschaftsbundobmann Franz Hörl (ÖVP) verlangte am Montag in einer Aussendung „Konsequenzen“ und forderte FPÖ-Klubobmann Rudi Federspiel als „erfahrenen Touristiker in den Reihen der FPÖ-Tirol“ auf, „Ordnung zu machen“. „Was sich der Möchtegern-Spindoktor der FPÖ-Tirol hier auf ‚Russia Today‘ geleistet hat, ist an Niveaulosigkeit kaum zu überbieten. Tirol ist und bleibt ein weltoffenes Land der Gastgeber, in dem Gäste aus aller Herren Ländern willkommen sind und in dem die Gesetze eines Rechtsstaats gelten – auch für jene, die dieses Gastrecht missbrauchen“, polterte der VP-Wirtschaftsbundchef. Man sei „kein Flüchtlingslager und schon gar kein Land, das droht im Chaos zu versinken“, so Hörl.

 

Parteichef: Sanktionen schaden, nicht Interviews

Hörl rief mit seiner Kritik den Tiroler FPÖ-Parteiobmann Markus Abwerzger auf den Plan. „Nicht Interviews schaden, sondern die EU-Sanktionen (gegen Russland, Anm.), die die ÖVP auch mitgetragen hat, schaden den Beziehungen Österreichs zu Russland“, meinte Abwerzger. Der FPÖ-Landesparteichef verwies darauf, dass er selbst drei Interviews mit russischen Medien geführt habe.

„Gerade Hörl ist jemand, der, wenn er auch nur eine Kamera vermutet, sofort lauthals ‚hier‘ schreit“, so Abwerzger in Richtung des ÖVP-Politikers. Die Vorfälle in Innsbruck seien „mehr als alarmierend“ gewesen, und die Öffentlichkeit habe ein berechtigtes Interesse daran, dass diese aufgeklärt und verhindert würden.

Eine Reise von hohen FPÖ-Funktionären nach Russland und ein Treffen der Delegation dort mit Putin-Vertrauten sorgte jüngst für Kritik – mehr dazu Streit über Russland-Reise der FPÖ (ORF.at, 19.12.2016)

Link
New Year Sex Attack
https://www.youtube.com/watch?v=LOHs5_N0ceE


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Nachtrag vom 12. Jänner 2016
ORF.at
http://tirol.orf.at/news/stories/2819357/

FPÖ-Pressesprecher nach Interview abberufen

Das Interview des Tiroler FPÖ-Funktionärs Johann Überbacher mit einem russischen TV-Sender hat am Mittwoch Konsequenzen nach sich gezogen. Überbacher wurde vom Tiroler Parteichef von seinem Posten als FPÖ-Pressesprecher abgezogen.

Das Interview Johann Überbachers mit dem russischen Sender Russia Today hatte österreichweit für Reaktionen gesorgt – mehr dazu in Interview in russischem TV: Kritik an FPÖler. Überbachers Englischkenntnisse führten zu hämischen Kommentaren. Seine Aussagen zur Flüchtlingssituation und zu sexuellen Übergriffen in der Innsbrucker Silvesternacht hatten andere Politiker auf den Plan gerufen, die Schaden für den Tiroler Tourismus geortet hatten.

Abwerzger: „Umstrukturierungen sowieso geplant“

Jetzt ist Überbacher als Pressesprecher der FPÖ Tirol abgelöst worden. Künftig soll der Reuttener Bezirksparteiobmann Fabian Falch den Job übernehmen. Landesparteichef Markus Abwerzger (FPÖ) sagte am Mittwoch, Überbacher habe mit dem Interview seine Kompetenzen überschritten und sehe das auch ein. Man habe aber ohnehin vor den Landtagswahlen personelle Umstrukturierungen geplant. Überbacher bleibt weiterhin Direktor des FPÖ-Landtagsklubs.

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