Bikerwirt vor dem Richter


Die Legende aus Spielfeldnannte H.C. Strache den Bikerwirt, der direkt an der Grenze zu Slowenien sein Lokal betreibt, und am 20.01.2017 in Graz vor der Richterin stand. Das Urteil wegen schwerer Nötigung und Körperverletzung lautete auf € 1800.- Geldstrafe und sieben Monate bedingt. Es ist nicht rechtskräftig – der selbsternannte „Löwe“ von Spielfeld erbat sich Bedenkzeit. Selbstverständlich gilt die Unschuldsvermutung.

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20.01.2017 „Kleine Zeitung
Die „Kleine Zeitung“ berichtet in ihrer Printausgabe

Steirer soll Flüchtling, der unrinieren wollte, mit Schrotflinte verjagt haben. Für Demonstsranten verwendete er Pfefferspray.

„Glauben Sie mir, er ist nur ein Löwe des Wortes“

Kernig war seine Ansage damals: „Oida, wenn der obdruckt, druck i a o“! Eingedeutscht bedeutet dies: Der angeklagte Südsteirer soll 2015, als der Flüchtlingsstrom an der Grenze seinen Höhepunkt erreichte, einem Flüchtling eine Schrotflinte angesetzt haben, weil dieser urinieren wollte. Da er diese Szene in einem Fernsehinterview publik machte, landete der 59-jährige wegen schwerer Nötigung vor Gericht.

Gestern lief in Graz der zweite Klärungsversuch, „Glauben Sie mir, er ist nur ein Löwe des Wortes. Er spricht sehr viel und großspurig – aber er meint es nicht so. Ich kenne ihn 40 Jahre, er hat aber noch nie jemandem etwas getan„, sprang ein Freund für ihn die Bresche.

Haben Sie ihn an diesem Tag mit einer Waffe in der Hand gesehen?„, fragte Richterin Elisabeth Juschitz den Zeugen – „Nein. Er hat nur welche zur Dekoration hängen, die sind aber nicht schusswaffentauglich. An diesem Tag sah ich ihn aber nie mit einer Waffe.“

 

Weiteres Video belastet den Steirer

Auch ein zweites Video belastet den Steirer. Es zeigt ihn, wie er Pfefferspray auf einen linken Demonstranten sprüht. „Das is g´schnittn„, meinte der Beschuldigte zunächst. Also kam gestern ein Sachverständiger zu Wort, der aber jegliche Manipulation ausschloss. Der Anwalt des 59-Jährigen wiederholte nochmals die „Löwe des Wortes“-These: „Er wollte ja nur den harten Mann markieren. Es gibt außerdem keine aktenkundigen Opfer.“

Die Richterin urteil anders: „Ob es jetzt eine Softgun war oder eine echte Waffe – das Opfer hätte es nicht unterscheiden können. Außerdem wurden Sie tatsächlich mit der Waffe fotografiert.“  Weil auch die Sache mit dem Pfefferspray klar ist, setzt es 1800 Euro Geldstrafe und sieben Monate bedingt. Nicht rechtskräftig – der Löwe erbittet Bedenkzeit.

Quelle: Kleine Zeitung Print Ausgabe vom 20.01.2017

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H.C. Strache traf Bikerwirt

H.C. Strache traf im Spätherbst 2015 den Wirt aus der Südsteiermark in dessen Lokal, wie „Rechtsdrall“ zu berichten weiß. Mit von der Partie waren damals auch rechtsextreme Identitäre, die ein gemeinsames Selfie auf Facebook online gestellt hatten.  Der Kontakt des „Löwen der Worte“ zu den steierischen FPÖ-Funktionären ist eng. Kunasek erwähnte den „Mann der harten Worte“ einmal recht lobend bei einer Veranstaltung in Spielfeld, bei der Strache mit angeblichen Informationen vom russischen Geheimdienst prahlte  und gegen „linke Politiker“ wetterte, die mit strengeren Waffengesetzen „das eigene Volks entwaffnen wollen“, so Tina Wirnsberger, die grüne Spitzenkandidatin bei der Gemeinderatswahl 2017.  In einem Video, so Tina Wirnsberger weiter, in dem er gemeinsam mit dem FPÖ-Nationalrat Josef Riemer zu sehen ist, gab der Wirt damit an, dass er einen Geflüchteten mit der Waffe bedroht habe, in einem anderen Video sah man ihn, wie er ohne Anlass Demonstrierenden hinter einem Bauzaun hervor mit Pfefferspray angegriffen hatte.

„Der Sachverhalt wurde vor einem Jahr von der Grünen Politikerin gemeinsam mit der Anwältin und Menschenrechtspreisträgerin der Stadt Graz Susanne Ecker zur Anzeige gebracht. Jetzt gibt es ein sehr deutliches Urteil. Gut so“ freute sich Wirnsberger

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30.Dezember 2015 „Der Standard“.
„Der Standard“ berichtete im Dezember 2015

Spielfeld: Anzeige gegen Biker-Wirt mit Schrotflinte

Videos zeigen, wie Gastronom Demonstranten attackiert und erzählt, dass er auf einen Flüchtling gezielt habe.Grünen-Bezirkssprecherin und Anwältin verfassten Sachverhaltsdarstellung

Spielfeld/Graz – Als im Oktober und November immer wieder Gerüchte über Plünderungen in Spielfeld die Runde machten, die von der Polizei dementiert wurden (DER STANDARD berichtete), sprach Werner L., Wirt eines Bikerlokals in Spielfeld, von „Krieg“ und „Bürgerkrieg“ und patrouillierte mit Gewehr vor seinem Lokal. In Videos, die man auf rechten Seiten und Youtube veröffentlichte, warnte er vor Flüchtlingen, die er lieber „Invasoren“ nannte.

FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache postete später stolz ein Foto von sich und der „Legende aus der Südsteiermark“ auf Facebook. Doch L. beließ es nicht nur beim Posieren mit der Waffe. In einem Video erzählt er freimütig, wie er einen Flüchtling mit seiner Flinte bedroht habe, von dem er sagt, er habe seine Notdurft auf seinem Grundstück verrichten wollen.

Auf einem anderen Video attackiert L. – offenbar ohne jede Vorwarnung – eine für Flüchtlinge demonstrierende und an ihm vorbeiziehende Person mit einer Dose, die wie Pfefferspray aussieht.

Tina Wirnsberger, grüne Bezirkssprecherin in Graz, die sich für Flüchtlinge einsetzt und dafür kürzlich von den Lesern der „Kleinen Zeitung“ zur „Grazerin des Jahres“ gekürt wurde, und die Anwältin und Vorstandsvorsitzende der Grazer Grünen, Susanna Ecker, haben nun eine Sachverhaltsdarstellung gegen L. bei der Staatsanwaltschaft eingebracht.

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„Gefährliche Drohung“

Anwältin Ecker zählt die Tatbestände, derentwegen man L. angezeigt habe, auf: „Gefährliche Drohung, allenfalls Nötigung und, weil er NS-Symbole offen zur Schau trägt und damit die Ideologie weiter verherrlicht, auch wegen NS-Wiederbetätigung.“ Ein Foto, das der Anzeige beiliegt, zeige nämlich L. auf einem Motorrad sitzend, auf dem ein Reichsadler prangt, ein anderes mit einem SS-Totenkopf auf seinem Ledergilet.

Der Wirt, der in österreichischen Medien bisher wegen seiner Steaks oder höchstens als „Mann deftiger Worte“ vorkam, fiel Beobachtern der rechten Szene schon vor seinem Griff zu Flinte und Pfefferspray auf. Der Linzer Polizist und Datenforensiker Uwe Sailer, der seit Jahren in der rechtsextremen Szene recherchiert, hat L. schon vor Jahren angezeigt, wie er dem STANDARD erzählt. „Aus meiner Sicht ist das eine Person, die auf jeden Fall dem extremen rechten Lager zugerechnet werden muss“, sagt Sailer.

Auf STANDARD-Nachfrage sagt L., dass er von der Anzeige der zwei Frauen nichts wisse, und: „Das ist mir wurscht.“ Auf die Frage nach dem Pfefferspray gibt L. an, dass er es eingesetzt habe, weil er sich „von den Linken nicht bespucken“ lasse. Überhaupt habe er „nichts Ungerechtes gemacht“. Das Gespräch beendet der Wirt grußlos durch Auflegen des Telefons.

Wirnsberger will neben der Anzeige auch informieren, „aus welchen Kreisen bewusst Stimmung gegen Flüchtlinge gemacht wird“. „Es wäre wichtig, dass die Politik hier Verantwortung übernimmt“, sagt sie. Die Grüne wünscht sich parteiübergreifende Informationsveranstaltungen, „um den Bürgerversammlungen Straches etwas entgegenzuhalten. Jede steirische Gemeinde kann Experten von der Organisation Zebra anfordern“, betont Wirnsberger. (Colette M. Schmidt, 31.12.2015)

Quelle: derstandard.at/2000028292998/Anzeige-gegen-Biker-Wirt-mit-Schrotflinte
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Weitere Berichte über aktionistische Tage der FPÖ in Spielfeld

http://www.kleinezeitung.at/steiermark/suedsuedwest/4855920/Am-Schauplatz_Ein-Zaun-wird-die-Spielfelder-nicht-beruhigen
https://keinspielfeld.noblogs.org/hintergruende/
https://www.youtube.com/watch?v=aTonru1oi1c  (FPÖ-TV)
https://rechtsdrall.com/2016/02/01/gerhard-strametz-fpoe-nur-die-person-im-vordergrund/
https://www.youtube.com/watch?v=cEGu4-ZUP08
https://rechtsdrall.com/2015/12/18/in-der-steiermark-werden-im-herbst-nicht-nur-die-blaetter-braun/

 

Das Lokal des Bikerwirts wird auch auf „tripadvisor“ ambivalent beschrieben. Zum einen wird es selbstlobend euphorisch mitsamt seiner Chefin in den Himmel gehoben, zum anderen wird von Treffen der rechten Szene in Südösterreich berichtet, in dem sich echte Biker nicht einfinden. Von ziemlich mieser „Klitsche“ ist ebenfalls zu lesen in der man weder die Zubereitung ordentlicher Steaks beherrscht noch eine angenehme Atmosphäre bewirken kann. Mit „absolut untragbar“ endet ein weiterer Kommentar.  Quelle: TripAdvisor

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07. Juli 2016  Stoppt die Rechten“

Stoppt die Rechten berichteten bereits  im Juli 2016

Der Wirt aus der Südsteiermark, der während der Flüchtlingsbewegung im Sommer 2015 dadurch aufgefallen ist, dass er den Journalisten bereitwillig seine merkwürdige Meinung kundtat, dass eigentlich „Krieg“ herrsche an der Grenze, muss sich vor Gericht verantworten. Die Grazer Grünen, im besonderen Tina Wirnsberger und die Anwältin Susanna Ecker hatten den Wirt, bei dem sich HC Strache und einige Identitäre zum Tafeln trafen, im Dezember 2015 angezeigt.

Werner L., der in Spielfeld ein Bikerlokal betreibt, wird sich vor dem Grazer Landesgericht wegen des Verdachts des Verbrechens der schweren Nötigung nach § 105 bzw. 106 StGB sowie wegen des Vergehens der versuchten Körperverletzung nach § 83 StGB in Verbindung mit § 15 StGB verantworten müssen.

Das Ermittlungsverfahren nach dem NS-Verbotsgesetz wurde hingegen eingestellt, da dem rechten Wirt, der den „SS-Reichsadler“ auf dem Tank seines Motorrades ebenso öffentlich zur Schau gestellt hatte wie einen Button mit SS-Totenkopf, „nicht mit der im Strafverfahren erforderlichen Sicherheit“ seine „leugnende Verantwortung“ zu widerlegen war, so die Staatsanwaltschaft Graz in ihrer Mitteilung an die Anzeigenlegerinnen.

Weil er in einem öffentlich verfügbaren Video stolz kundgetan hatte, dass er einen Flüchtling, der seine Notdurft verrichten wollte, mit seiner Schrotflinte und den Worten „Alter, wenn Du abdrückst, drück ich auch ab“ bedroht hatte, wird er sich jetzt verantworten müssen. Sein Pfefferspray-Einsatz gegen Demonstranten, die er ohne Vorwarnung attackiert hatte, wird ebenfalls verhandelt.

Im Spätherbst 2015 traf sich der FPÖ-Parteichef Strache mit Identitären in der Bikerbude von Werner L.. Vermutlich waren es intensive Gespräche, die da zwischen Strache und den Identitären stattgefunden haben, wie man an den abgekämpften Gesichtern sehen kann. Strache war so erfreut, dass er sich mit der „Legende aus der Südsteiermark“, wie er Wirt Werner bezeichnete, treffen durfte, dass er mit ihm gemeinsam vor der Kamera posierte. Uns freut dieses Foto auch sehr!

Im Juli 2016, so Stoppt die Rechten“ weiter.  habe sich der Bikerwirt  am Donnerstag den 7.07.2016 vor dem Landesgericht Graz verantworten müssen wegen schwerer Nötigung und versuchter Körperverletzung. Der knapp 60-Jährige habe auf Mimini gemacht, er habe für FPÖ-TV halt ein bisschen aufschneiden müssen, um einen blauen Politiker zu beeindrucken, wollte er dem Gericht einreden. Der Prozess wurde damals vertagt, wie der Standard berichtete:

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07. Juli 2016  „Der Standard“

Mit der Flinte gegen Flüchtlinge: „Verschwindets“

„Bikerwirt“ aus Spielfeld wegen schwerer Nötigung angeklagt: Er habe FPÖ-Politikern „imponieren“ wollen

Graz – Die angegraute Mattn, die vor Monaten noch weit den Nacken hinunter reichte, ist einem extremen Kurzhaarschnitt gewichen. Aber zumindest das T-Shirt, mit dem er am Donnerstag vor der Richterin im Grazer Straflandesgericht auftaucht, kultiviert noch ein wenig sein „Wilder Hund“-Image: Ein Totenkopf mit Sonnenbrille und rotem Stirnband ziert die Rückseite des Leiberls.

Viel ist nicht mehr übriggeblieben vom Easy-Rider-Feeling, der 59 Jahre alte Motorradfreak Werner L. ist irgendwann scharf rechts abgebogen. FPÖ-Politiker zählen heute zu den Gästen in seinem Spielfelder Bikerlokal – auch Heinz-Christian Strache. Zuletzt tummelten sich Identitäre und Pegida-Leute im Gastgarten. Und genau dieser steht im Mittelpunkt der Anklage, die Werner L. schwere Nötigung und versuchte Körperverletzung vorwirft. Mit einem Gewehr in der Hand hatte L. Flüchtlinge, die sich in seinem Gastgarten aufgehalten hatten, vertrieben. „Verschwindets“, habe er gerufen. Es waren die Tage, als Tausende über die Grenze kamen.

Die Tiefkühltruhe hätten sie ihm abgesteckt, um die Steckdose fürs Handyaufladen zu verwenden. Den ganzen Tag sei er dann Patrouille gegangen, schließlich habe er einen Zaun ums Lokal errichtet. Das alles erzählte Werner L. einem FPÖ-Parlamentarier im FPÖ-TV.

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„Nur ein Spielzeuggewehr“

Die Flinte ist auf einem Foto dokumentiert, Polizeiexperten identifizierten sie als Schrotgewehr, L. schwört, es sei nur ein Spielzeuggewehr gewesen, eine Softgun. Nur blöderweise ist sie runtergefallen und kaputtgegangen, weswegen sie bei der Hausdurchsuchung auch nicht mehr auffindbar gewesen sei. Im FPÖ-TV habe er aber dezidiert von einem Schrotgewehr gesprochen, hält ihm die Richterin vor. Ja, aber nur, weil er sich vor dem FPÖ-Politiker nicht blamieren wollte. Er mit einer Softgun: Das wäre nicht gut gekommen. Und weil er den blauen Politiker eben beeindrucken wollte, habe er auch die Sache mit dem Flüchtling, auf den er – wie er im FPÖ-TV erzählt – das Gewehr gerichtet habe, weil dieser seine Notdurft verrichten wollte, nur erfunden. „Mit einer Nötigung wollten Sie einen FPÖ-Politiker beeindrucken?“, bemerkt der Staatsanwalt spitz.

Und was ist mit der Pfeffersprayattacke gegen einen Demonstranten, wie auf einem Video ersichtlich, fragt die Richterin. Blödsinn, er habe nur auf den Boden gezielt. Das Video könne nicht echt sein. Er habe die Pegida-Leute, die im Garten saßen, und die vorbeiziehenden Demonstranten auseinanderhalten wollen.

Der Prozess wurde vertagt. (Walter Müller, 7.7.2016) –

Quelle: http://derstandard.at/2000040631388/Mit-der-Flinte-gegen-Fluechtlinge-Verschwindets


 

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