Andreas Rabl (FPÖ) fördert Sprachnationalismus

Die Welser FPÖ wirbt auf ihrer facebook-Seite mit dem Spruch: „Mit uns bleibt das Kreuz in den Schulklassen, und das Minarett in Istanbul. FPÖ: Wir sind die Zukunft Österreichs!“

Damit es auch so bleibt, schreibt der Bürgermeister der Stadt Wels, Andreas Rabl von der FPÖ, der seit 100 Tagen im Amt ist, den Betreibern von Kindergärten vor, dass Kinder fünf deutschsprachige Lieder und ebenso viele Gedichte vortragen können müssen. Das berichtet die Tageszeitung „Die Presse“ in ihrer heutigen online-Ausgabe.

Welche Lernziele soll ein Kindergarten erfüllen, fragt sich die Presse. Für Andreas Rabl ist das klar. In seinem Auftrag wird nun ein Wertekodex erstellt, der neben allgemeinen Verhaltensregeln auch konkrete Bildungsangebote definiert.

So heißt es, dass die kulturellen Grundwerte betont werden müssen, wie christliche Feste, Erntedank oder Nikolaus. Das sei Brauchtum und Tradition und fördere Werte und Gemeinschaft. So muss auch der Besuch einer Kirche angeboten werden. Zudem werde Wert gelegt auf Ordnung, Leistung und Disziplin im Kindergarten.

Ein Punkt erregt jedoch die Gemüter. „Die Kinder sind fähig mindestens 5 deutschsprachige Lieder und mindestens 5 deutschsprachige Gedichte vorzutragen und zu singen. Welche Gedichte und Lieder das sein sollen, werde noch festgelegt“. So steht es jedenfalls im Welser Forderungskatalog.

Andreas Rabl verpackt diese Vorschreibung in einen kulturellen Wertekanon nach deutscher Kultur. Was eher versteckt bleibt ist das Ziel, zukünftig ein multikulturelles Kulturgut in Wels zu unterbinden. Ein Ziel, das Andreas Rabl bzw. die gesamte FPÖ schon seit Jahren verfolgen z.B. mit den Slogans: „Erst Deutsch dann Gemeindewohnung“, oder „Deutsch als Pausensprache“.

Mit dem Erlernen von deutschen Gedichten und Liedern sollen Kinder nun frühzeitig dazu gezwungen werden, über die Sprache in die deutsche Kulturnation gedrängt zu werden, in einen ethnischen Bereich, der als Sprachnationalismus definiert wird.

Der Sprachnationalismus ist ein ideologischer-politischer Terminus, der eng mit der Sprache des Volkes verbunden ist. Für die FPÖ ist Volk keine Nation, sondern eine Gemeinschaft mit gleicher Sprache und der daraus erwachsenden Literatur. Diese ist raumübergreifend und reicht über nationale Staaten mit gleicher Sprache hinaus. Innerhalb dieser Sprachgrenze definiert sich für die FPÖ die Sprachnation, die verklärt und überhöht dargestellt wird.

Andreas Rabl will damit erreichen, dass die fremde Kultur jener Kinder aus fernen Ländern zu Gunsten der deutschen Sprachkultur zurückgedrängt wird. Das aber widerspricht dem Artikel 8 der Menschenrechtskonvention als auch Artikel 1 der Bundesverfassung über die Rechte des Kindes, weil sie Diskriminierung einer Sprache untersagt. Zudem bewirkt sie genau das Gegenteil von Integration.

Natürlich ist es sinnvoll, wenn alle Kinder Deutsch reden, es ist aber genauso sinnvoll mehrsprachig aufzuwachsen und neben der deutschen Literatur eben jene Kultur und Religion zu leben, mit der die Kinder im Elternhaus eingebettet sind. Alles andere führt zu geistiger und kultureller Verarmung.

 

Links:

ORF: Scharfe Kritik an Welser Wertekodex

Kurier: Sprachverbote gehören verboten

Presse:  Gedichtepflicht im Kindergarten: „Krimineller Unsinn“

Standard:  FPÖ-Bürgermeister will Kindergärten Kulturgut verordnen

OÖ-Nachrichten: Weiter Diskussion um „Wertekodex“ für Welser Kindergärten

 

 

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